Der heutige Tag wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Super Windbedingungen, traumhafte Wellen, und gut erholt vom Aufenthalt im Luxushotel. Nach Plan lief heute wieder nichts. Auf dem Programm stand ein 5 Kilometer langer Downwinder durch die hohen Wellen der Küste entlang bis ins Flussdelta von Tuy Hòa. Wir fuhren mit dem Bus in die Nähe der Unterkunft, die wir eigentlich für die beiden Nächte hier reserviert hatten und niemand vor Ort war. Im Bus gab es von Olli erste Informationen und die Gruppe wurde aufgeteilt, damit auch nur die in die Wellen gehen welche sich das zu 100% zutrauen. Material ausladen, Kites aufpumpen, Leinen anknüpfen und schon war die Downwindgruppe bereit. Dann nochmals eine kurze Besprechung, damit die Sicherheit auch gewährleistet ist.
Als erfahrener Kiter in den Wellen fuhr Thomas voraus, Andy sollte mit Olli (beides Kitesurf Instruktoren) hinterher fahren, dass sie zur Not helfen könnten. Nach kurzer Zeit waren auch schon alle ausser Olli in den Wellen, da stand plötzlich unser Busfahrer neben ihm und deutete auf die uniformierten Leute oben an der Strasse. Vorweg muss man noch kurz erwähnen, dass wir da nichts Verbotenes gemacht haben. Bis Olli oben beim Bus angekommen war, versammelte sich ein durchmischter Haufen an Polizisten, Armee und Besserwisser auf Motorroller. Die Stimmung relativ entspannt aber schwer einzuschätzen.
Mit Händen und Füssen versuchten uns alle klar zu machen, dass wir die Gruppe auf dem Wasser sofort zurückrufen sollen. Naja, dann schrei mal bei 30 Knoten auf das offene Meer hinaus: „Kommt bitte schön brav zurück“, wenn die bereits einen Kilometer entfernt sind. Ein ewiges hin und her und niemand wusste recht, was jetzt zu tun ist. Das Problem am Ganzen war vor allem, dass wir zeitlich vor der Downwindgruppe am vereinbarten Ort sein mussten, um denen beim Landen zu helfen. Ansonsten könnte es doch noch echt gefährlich werden. Olli war am „diskutieren“, alle anderen von uns verstauten das Material im Bus und machten alles für die Abfahrt bereit. Am liebsten einfach nur möglichst schnell weg von dem ganzen Stress.
Als wir dachten, dass sich die Situation endlich entspannen würde, sahen wir in der Ferne plötzlich eine ganze Fussballmannschaft an Armeeangehörigen auf uns zu rennen. Dies ist dann so ein Moment, wo man nicht recht weiss ob Abhauen oder Abwarten die bessere Lösung ist. Dann sahen wir, dass die armen rennenden Soldaten von oben bis unten mit Rettungsringen und Schwimmwesten bepackt waren. Einige von ihnen legten sich erschöpft vom Sprint bei der Ankunft am Bus auf den Boden und sahen mit erstaunten Blicken aufs Wasser hinaus. Da geht bei den meterhohen Wellen niemand freiwillig ohne Brett an den Füssen raus und wir wussten auch nicht recht ob wir vielleicht bald sie retten müssten.
Irgendwann haben sie dann auch begriffen, dass das ganze nichts bringt. Unter Begleitschutz mussten wir der Downwindgruppe am Ufer entlang folgen. Vor und hinter uns Polizisten auf Motorrädern. Olli versuchte den Busfahrer mit Handzeichen davon zu überzeugen, dass er durch die Querstrassen weg zum vereinbarten Ort fahren soll, ist aber auch klar dass der halt eher auf die Polizei hört und nicht auf uns. Der arme kleine Kerl war mit den Nerven völlig am Ende. Bei einer Kreuzung in der Nähe eines Strandabschnittes hielten wir kurz an und das Spiel ging wieder von vorne los, wir sollen unsere Leute da raus holen. Olli rief die Busgesellschaft an damit die dem Busfahrer mal übersetzen konnten, dass er auf ihn hören soll und nicht auf die Polizei. Dann endlich klappte es und wir konnten aus der Stadt raus, über die Brücke und zum vereinbarten Treffpunkt im Flussdelta. Die Polizei war dann erstmal weg und alle Kiter bereits angekommen um zu landen.
Wir warteten gut 10 Minuten ab um zu schauen ob die Polizisten uns nachkommen würden. Als wir dann ein gutes Gefühl hatten, begannen wir das restliche Kitematerial auszuladen damit die, die noch nicht auf dem Wasser waren auch Kiten gehen können. Nichts da, noch während dem Ausladen waren schon wieder überall uniformierte Grüne mit Sternchen auf den Schultern. Das war es dann wohl für heute mit Kitesurfen, wir wollen ja nicht noch in den Knast kommen. Als alle zurück an Land und das Material im Bus verstaut war, ist auch die Stimmung bei den Uniformierten wieder entspannter gewesen. Die haben ja nun ihr Ziel erreicht und uns alle „gerettet“. Bleibt noch zu erwähnen, dass der eine Polizist am Ende etwas ähnliches wie „Eigentlich habt ihr ganz guten Wind erwischt“ sagte.
Auf das Wasser durften wir nun definitiv nicht mehr, also überlegten wir uns kurz ein Alternativprogramm für den Nachmittag. Erst Mal gut essen, runterfahren, dann zu Fuss hoch auf einen Berg zu einer Tempelanlage. Wir schauten uns alles an, machten ein paar Fotos und krochen durch die unterirdischen Gänge und Schützengräben aus der Kriegszeit. Wieder unten angekommen setzten wir uns bei einem Kaffee hin und assen ein vietnamesisches Dessert. Am späteren Abend waren wir in einem Sushi Restaurant in der Nähe des Hotels und nach ein paar Bier war es eigentlich dann auch genug Unterhaltung und Action für einen Tag.
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